In unserer letzten Kickstarter-Kampagne haben unsere Unterstützer*innen 500 Kokosnusssetzlinge für die Kakaofarmer*innen von Amanase und Suhum gesponsert. Warum kleine Pflanzensetzlinge so eine große soziale Wirkung haben können? Unser in Accra ansässiges Kreativteam reiste zu den Kakaofarmen, um mehr über die Bedeutung der Diversifizierung des Einkommens herauszufinden.
Falls Ihr darüber hinaus Kokosnusssetzlinge spenden wollt, könnt Ihr Euch für unseren Newsletter anmelden – für jede Anmeldung pflanzen wir einen Kokosnusssetzling.

In Ghana sind die Kakaofarmer*innen auf die Ernte während der Kakaosaison als Haupteinkommensquelle angewiesen. Wenn die Kakaosaison vorbei ist, bleibt den meisten unter ihnen wenig oder gar kein Geld zum Leben. Die Diversifizierung des Einkommens ist für sie sehr wichtig, da es eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung ihres Lebensunterhalts spielt, wenn sie andere Feldfrüchte anbauen und somit ihr Einkommen während der Kakao-Nebensaison stabilisieren.
Wir haben uns mit einigen der Farmer*innen in der Gemeinde Nsuta-Wawase im Osten Ghanas getroffen und freuen uns, die Geschichte einer Bäuerin mit euch zu teilen.
Wir stellen vor: Lucy Gyekyebea
Das erste, was uns an ihr auffällt: Sie sieht nicht aus wie eine Bäuerin. Sie hat eine schwarze Bluse mit gemusterten Punkten und einer großen Schleife über der Brust an und dazu eine schwarze Leggings. Außerdem trägt sie Perlenschmuck an ihrem rechten Handgelenk und ein buntes Wachsdrucktuch, das sie sich um den Kopf geschlungen hat. Wir staunen und fragen sie, ob sie wirklich eine Bäuerin ist. Sie bricht in Gelächter aus und sagt stolz: „Mein ganzes Leben lang”.

Lucy ist jetzt etwa 40 Jahre alt, sie hat 5 Kinder und keinen Mann. Sie erzählt, wie sie und ihre Geschwister ihrem Vater auf die Farm folgten, als sie noch jünger waren. Sie erzählt auch, wie ihr Leben auf den Kopf gestellt wurde, als sie vom plötzlichen Tod ihres Vaters erfuhr und die Farm allein übernehmen musste.
Sie erinnert sich sehr gerne daran, wie ihr Vater allen Mädchen Messer für die Kakaoernte kaufte, als sie volljährig wurden. Die Landwirtschaft ist in dieser Gemeinde ein von Männern dominierter Beruf und so waren sie stolz darauf, dass sie „wie die Männer” arbeiteten.
Sie beschreibt uns ihren Alltag: „Ich gehe allein auf die Farm; ich kultiviere die Pflanzen, beschneide sie, jäte das Unkraut und mache auch die Ernte allein, da ich gerade keine Arbeiter*innen oder Helfer*innen habe. Es ist zwar eine kleine Farm, aber da ich alles selbst mache, ist es eine Menge Arbeit. Das Unkraut unter den Kakaobäumen kann ich etwa drei bis vier Mal im Jahr ganz allein jäten.”
“Mein Vater hat mir wirklich sehr geholfen”, erzählt sie weiter. “Mit dieser Arbeit hat er für uns gesorgt, bis er starb, und nun trete ich in seine Fußstapfen.”
Ihre Schwestern sind in die Großstadt gegangen, um Handel zu treiben, aber sie ist geblieben, um sich um ihre 5 Kinder und ihre sehr alte Mutter zu kümmern.
Sie nimmt ein Entermesser und schneidet eine der Schoten vom Baum, öffnet sie mit einem Schwung ihres Messers und bietet dem Team eine Kostprobe der rohen Kakaobohnen an.

Herausforderungen des Kakaoanbaus und die Notwendigkeit der Diversifizierung
Wir fragen sie nach einigen der Herausforderungen beim Kakaoanbau und sie antwortet:
“Kakaoanbau ist eine sehr gute Arbeit, aber wir alle stehen vor vielen Herausforderungen. Ich habe weder einen Ehemann, noch sonst jemanden, der mir hilft. Ich mache die ganze Arbeit selbst und das kann sehr anstrengend sein. Manchmal muss ich Tagelöhner einstellen, um mir zu helfen, aber das ist schwierig für mich, weil ich sie auch bezahlen muss. Ich handele auch mit Früchten, um mein Einkommen aufzubessern”, erklärt sie. „Manchmal, wenn ich nicht auf der Farm arbeite, fahre ich in die große Stadt und verkaufe Bananen auf dem Madina-Markt in Accra.”
Sie erwähnt, dass sie auch einige der Kokosnusssetzlinge erhalten hat, die an die Farmer*innen in der Gemeinde verteilt wurden und zeigt sich begeistert von der Idee, damit in drei Jahren, wenn die Setzlinge reif sind, ein zusätzliches Einkommen erzielen zu können.
Sie deutet auf die kleinen Kokosbäumchen auf ihrer Farm und sagt: “Jeder Baum wird etwa 200 Kokosnüsse pro Jahr hervorbringen. Ich bin so glücklich, denn es wird mir das ganze Jahr über Geld einbringen.”
Genau wie unser Partner Yayra Glover Ld., der die Lebensbedingungen der Kakaofarmer*innen durch die lokale Verarbeitung diverser landwirtschaftlicher Produkte verbessert, hat fairafric auch Pläne in der Zusammenarbeit mit der Community: Wir diskturieren mit ihr darüber, dass fairafric regelmäßig Früchte und Gemüse für die Kantine, die für die Fabrik geplant ist, kaufen will. Lucy antwortet begeistert: “Dann könntet ihr auch meine Bananen kaufen”. Für sie würde das bedeuten, dass sie nicht mehr den langen Weg in die Großstadt auf sich nehmen muss, um ihre Früchte dort zu verkaufen und dass sie sich nicht mehr darum sorgen muss, dass nicht verkaufte Früchte schlecht werden.
Unsere Vision
Gemeinsam mit Yayra Glover Ltd. ist es unsere Vision den Kakaoanbau zu diversifizieren und die Lebensgrundlage der Kakaofarmer*innen durch die lokale Verarbeitung verschiedener landwirtschaftlicher Produkte, einschließlich lokaler Sorten, Mais und orangefleischiger Süßkartoffeln deutlich zu verbessern.
“Durch dieses regenerative Diversifizierungsmodell glaube ich, dass die Bäuerinnen und Bauern zu alternativen einkommensschaffenden Aktivitäten übergehen werden, die ihnen Einnahmen über den Kakao hinaus bescheren. Die Landqualität für die Landwirtschaft wird zudem verbessert und gleichzeitig sind die Farmer*innen widerstandsfähiger gegen Anfälligkeiten durch ökologische, wirtschaftliche und soziale Ereignisse”, sagt Yayra Glover.
Die Farmer*innen in den verschiedenen Gemeinden, die von der Initiative von fairafric profitiert haben, können bestätigen, dass dieses zusätzliche Einkommen ihnen die Möglichkeit gibt, ihren Familien und Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen.
