Fast 10 kg Schokolade essen wir in Deutschland pro Kopf und Jahr. Damit liegen wir weltweit ganz vorne mit unserem Verbrauch. Um die Lieblingssüßigkeit der Deutschen zu produzieren, benötigt man vor allem eines: Kakao. Und davon am besten immer mehr – denn der Hunger auf Schokolade sinkt nicht, er steigt. Momentan ist allerdings keine Ertragssteigerung im Kakaoanbau vorhanden, sondern vielmehr ein Ertragsrückgang. Grund dafür sind vor allem die Folgen des Klimawandels und unser Umgang mit der Natur. Mehr Dürren, erhöhter Schädlingsbefall, weniger fruchtbare Böden – mit diesen Herausforderungen haben Kakaofarmer*innen weltweit zu kämpfen. Was aber braucht so ein Kakaobaum eigentlich genau, um zu wachsen und Erträge zu bringen? Und wie lässt sich unser steigender Schokoladenkonsum mit einer nachhaltigen Kakaowirtschaft verbinden? Diesen Fragen werden wir hier nachgehen und Euch auch erklären, wie unser Kakao in Ghana angebaut wird.
Was braucht ein Kakaobaum, um gut zu wachsen?
Fangen wir einmal ganz von vorne an. Um Schokolade herzustellen, benötigt man Kakao. Dieser wird aus Samen, den sogenannten Kakaobohnen, gewonnen, welche sich in den Früchten oder auch Schoten des Kakaobaumes befinden. Der Kakaobaum ist eine sehr empfindliche Pflanze, mit vielen Besonderheiten.
Er wächst nur in bestimmten Regionen nahe des Äquators – auch Kakaogürtel genannt – in denen hohe Luftfeuchtigkeit, viel Niederschlag und gleichbleibend hohe Temperaturen herrschen. Fallen diese unter 16 oder über 30 Grad Celsius, erfriert beziehungsweise vertrocknet der Baum. Bei einer Entfernung von mehr als 20 Breitengraden vom Äquator trägt die Pflanze bereits keine Früchte mehr.
Ausreichend Schatten ist genauso wichtig für den Kakaoanbau. Um diesen zu gewährleisten, werden auf Kakaoplantagen üblicherweise sogenannte „Kakaomütter“ gepflanzt. Dabei handelt es sich um große Bäume, wie Bananen- oder Kokospalmen, welche den kleineren Kakaobäumen Schatten spenden. Interessant zu wissen ist dabei, dass Kakaobäume eigentlich selbst auch sehr groß werden können (bis zu 20 m). Auf Plantagen werden sie aber meistens auf eine Höhe von wenigen Metern gestutzt, damit die Farmer*innen besser an die Früchte herankommen.
Und damit wären wir schon bei der nächsten Besonderheit des Kakaobaumes. Damit er Früchte trägt, muss der Baum zunächst einmal blühen. Die Blüten des Kakaobaumes wachsen jedoch nicht wie andere Obstblüten am Ende der dünnen Äste, sondern direkt am Stamm. Diese Art des Wachstums wird deshalb auch Stammblütigkeit genannt.
Kakaobäume blühen das ganze Jahr über und können bis zu 100.000 Blüten bei guten Bedingungen tragen. Von diesen werden allerdings nur die wenigsten auch zu Kakaofrüchten. Damit das passiert, müssen die Blüten bestäubt werden. Und zwar nicht von Bienen oder Wespen, sondern von Mücken, genauer gesagt Bartmücken. Nur sie sind klein genug, um in die Kakaoblüten zu kriechen. Sie leben wie der Kakaobaum bevorzugt in schattigen Bereichen und nisten in verrottendem Laub auf dem Boden. Heißt das, wir brauchen auf unseren Kakaofarmen keine Bienen? Natürlich nicht, denn ohne die Bienen würden viele andere Pflanzen, die auf den Kakaofarmen wachsen, nicht bestäubt. Ohne Bienen gäbe es keine Schattenspender und keinen fruchtbaren Boden. Deshalb siedeln viele Bio-Kakaofarmer*innen sogar selbst Bienen auf ihren Kakaofarmen an, um die Bestäubung der Pflanzen rund um den Kakaobaum sicher zu stellen und um ihr Einkommen durch den Verkauf des Honigs zu diversifizieren.
Zurück zur Bestäubung unserer Kakaobäume: Die Bestäubung durch die Mücken ist leider oft nicht ausreichend. Die winzigen Tierchen erreichen gerade mal eine Bestäubungsquote von circa 4 %, und das auch nur, wenn sowohl die Bäume als auch die Mücken gute Bedingungen vorfinden. Im konventionellen Kakaoanbau werden Insekten durch die Verwendung von Pestiziden vernichtet oder haben nicht genug Schatten und Laub, in dem sie sich aufhalten können. Deshalb ist es inzwischen auf vielen Plantagen üblich, dass die Blüten per Hand bestäubt werden. Dies ist auf den Kakaofarmen unserer Partnerinitiative Yayra Glover Ltd. natürlich nicht nötig. Könnte man also auf Biodiversität und Insekten verzichten und mit künstlicher Bestäubung und Pestiziden den wachsenden Schokoladenhunger befriedigen?
Biodiversität – förderlich oder hinderlich für hohe Erträge?
Um es kurzzufassen: Nein, manuelle Bestäubung und Chemikalien sind natürlich nicht die Lösung. Sie können zwar kurzfristig die Erträge erhöhen, gewährleisten aber langfristig keinen gesunden Fortbestand der Bäume und gute Ernten. Zudem bedeutet eine höhere Bestäubungsquote nicht immer, dass auch mehr Früchte zu voller Reife heranwachsen. Denn viele der anspruchsvollen Kakaoschoten sterben vorher bereits ab. Das hat unterschiedliche Gründe: Dürre, Feuchtigkeit, Pilzbefall, Schädlinge oder falsche Licht- und Temperaturverhältnisse aufgrund von klimatischen Schwankungen. Um diese Gefahren für die Kakaofrucht einzudämmen, ist ein gesundes Ökosystem mit unterschiedlichen Pflanzen- und Tierarten von Vorteil.
Durch den Anbau von verschiedenen Bäumen und Gewächsen und den Schutz von Insekten und anderen Kleintieren kann das Risiko von Erkrankungen erheblich reduziert werden. Allein der größere Abstand zwischen den Bäumen hemmt eine schnelle Verbreitung von Krankheiten und Schädlinge werden oft von anderen Tierchen gegessen. Zudem sorgt eine Vielfalt an Pflanzen durch ihr Laub und anderen organischen Abwurf für den Erhalt fruchtbarer Böden. Diese sind essenziell für ein gutes Wachstum der Bäume und die langjährige Ernte. Genauso wichtig ist auch die Wasserversorgung. In gesunden Böden mit vielen Pflanzen kann Wasser besser gespeichert werden, sodass es in trockenen Perioden als Wasserreserve dienen kann. Gleichzeitig absorbieren die unterschiedlichen Gewächse bei starken Regenfällen überschüssige Flüssigkeit besser und schützen somit vor Überschwemmung.
Größere ältere Bäume können zudem den für die Kakaobäume nötigen Schatten spenden und bieten Lebensraum für Tiere. Aber auch Menschen profitieren von mehr Artenvielfalt im Kakaoanbau, denn die Kakaofarmer*innen haben dadurch die Möglichkeit, ihr Einkommen zu diversifizieren. Anstatt nur Kakao anzubauen und abhängig von dessen Erträgen und Erntezeiten zu sein, können sie auch andere Früchte wie Kokosnüsse, Kochbananen oder Mangos ernten und diese verkaufen. Mehr über das Thema Einkommensdiversifizierung könnt Ihr hier nachlesen.
Artenvielfalt kann somit nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch und sozial eine echte Bereicherung sein.

Wie wird der Kakao für fairafric angebaut?
Bei den Bäumen auf den Bio-Kakao Plantagen, die von Bäuerinnen und Bauern der Yayra Glover Initiative bestellt werden, handelt es sich um den Forastero-Baum, der von Natur aus sehr robust und widerstandsfähig ist. Die Bäume werden nicht künstlich bewässert. Damit sie in Dürreperioden überleben, werden Blätter oder auch die sehr wasserhaltigen Stämme der ebenfalls dort wachsenden Kochbananen-Bäume um die Wurzeln gelegt. Die Blüten der Kakaobäume werden auch nicht per Hand bestäubt. Jedoch sorgen Teams von Bioanbau-Trainer*innen, sogenannten „Extension Officers“ dafür, dass die Erträge steigen und die Qualität des Kakaos hoch ist. Sie fahren auf Mopeds von Dorfgemeinschaft zu Dorfgemeinschaft, besuchen andere Bäuerinnen und Bauern und schulen vor Ort den Umgang mit den empfindlichen Kakaobäumen. Dadurch sind die Erträge auf den Bio-Kakaofarmen außergewöhnlich hoch. Gegen Schädlinge, welche nicht durch andere Tiere vernichtet werden können, wird ein biologisches Pestizid auf Pflanzenbasis verwendet. So können Ernten geschützt werden, ohne die Gesundheit der Farmer*innen und die Artenvielfalt in Gefahr zu bringen.
Wie können wir alle zu mehr Artenvielfalt beitragen?
Artenvielfalt spielt nicht nur auf Kakaofarmen in Ghana eine große Rolle. Weltweit sind Bauern und Bäuerinnen immer stärker von unfruchtbaren Böden, Schädlingen und Insektensterben betroffen. Es ist wichtig, dass wir uns alle um mehr Biodiversität bemühen, sei es durch aktiven Einsatz oder bewussten Konsum. Zuletzt haben wir Euch deshalb eine kleine Liste mit Tipps für mehr Artenvielfalt erstellt.

Fazit
Wenn wir auch in Zukunft Schokolade essen möchten, müssen wir mit Kakao nachhaltiger wirtschaften. Pestizide, Monokulturen und künstliche Bestäubung mögen auf kurze Zeit zu hohen Erträgen führen – aber zu einem hohen Preis. Böden werden unfruchtbar, Tiere verlieren ihre Lebensräume, Krankheiten können sich schneller ausbreiten. Zudem müssen die Menschen auf den Plantagen in mühsamer Arbeit die Kakaoblüten künstlich bestäuben und sind teils gesundheitsschädigenden Chemikalien ausgesetzt. Dabei kann es doch auch anders gehen. Durch die Förderung von ökologischem Kakaoanbau, Artenvielfalt und den allgemeinen Einsatz gegen den Klimawandel und seine Folgen können Mensch und Natur profitieren und Schokolade auch in vielen Jahren noch genossen werden.