Die Zukunft der Schokolade - Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf den Kakao-Anbau?

Die Zukunft der Schokolade - Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf den Kakao-Anbau?

Im sechsten IPCC Report veröffentlichte der Weltklimarat (IPCC) die naturwissenschaftlichen Grundlagen des globalen Klimasystems und des Klimawandels. Daraus geht hervor, dass die Temperaturen fast auf der ganzen Welt seit der vorindustriellen Zeit rapide gestiegen sind und auch weiterhin ansteigen werden. In vielen Bereichen der Erde führt dies zu extremen Wettereignissen, wie Starkregen, Überflutungen und Dürren. Der Bericht zeigt dabei nicht nur, welche Auswirkungen bereits beobachtet werden konnten, sondern auch, welche Veränderungen zukünftig in unterschiedlichen Regionen erwartet werden müssen. Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Landwirtschaft in Westafrika? Wird Schokolade bald zu einer noch knapperen Ressource? Die Antwort auf diese Fragen findet Ihr in diesem Blogpost.

Hintergrund, Zahlen und Fakten

Der IPCC Bericht besteht aus drei Bänden, die von unterschiedlichen Arbeitsgruppen bearbeitet werden. Alle drei Gruppen haben als Ziel Klimaszenarien zu evaluieren, die zukünftig eintreten können. Arbeitsgruppe II und III führen die Folgen des Klimawandels und mögliche Anpassungs- und Klimaschutzpfade aus. Die aktuelle Ausgabe beinhaltet die Ergebnisse der Arbeitsgruppe 1 und befasst sich mit der Projektion des Klimawandels. Auf Basis naturwissenschaftlicher Grundlagen zeigt der Report die Veränderungen des weltweiten Klimasystems. Dies umfasst unter anderem regionale und globale Simulationen sowie Beobachtungen und Beweise. Als Kernergebnis des Berichts könnte man zusammenfassend sagen: Die Temperatur der Atmosphäre, Ozeane und an Land ist in nur kurzer Zeit stark angestiegen. Dafür verantwortlich ist eindeutig der Mensch.

Doch Erderwärmung ist an sich kein neuartiges Phänomen. Bereits vor fünftausend Jahren erhöhte sich die globale Temperatur. Während es jedoch in manchen Teilen der Erde wärmer wurde, kam es in anderen Regionen zu Abkühlungen. Dennoch stieg die Gesamttemperatur alle tausend Jahre um insgesamt 1,5 °C an. Ein solcher Trend wurde in der Vergangenheit immer durch einen Abkühlungsprozess umgekehrt. In all diesen Punkten unterscheidet sich die menschen-gemachte Erderwärmung von einer natürlichen. Innerhalb von nur 50 Jahren stieg die weltweite Temperatur um 1,1 °C.

Dieser rapide Anstieg wirkt sich unterschiedlich auf die verschiedenen Regionen der Erde aus. Neben höheren Temperaturen gelten Veränderungen der Niederschlagsmenge und der Bodenfeuchtigkeit als Indikatoren des Klimawandels. Je weiter die Erderwärmung zunimmt, desto größer sind die Folgen in diesen drei Bereichen. Aus diesem Grund setzt man sich in der Klimapolitik das Ziel, einen gewissen Temperaturanstieg nicht zu überschreiten. Bei einem Klimaziel von 1,5 °C würde das beispielsweise bedeuten, dass extreme Temperaturereignisse innerhalb eines Jahrzehnts ca. 4-mal häufiger und knapp 2 Grad heißer auftreten werden als zuvor. Ähnliches wird auch für Starkregen vorhergesagt, der bei 1,5 °C Erderwärmung voraussichtlich 10,5 % stärker sein wird. Bei einem Klimaziel von 2 °C hingegen müsste man sogar damit rechnen, dass die Intensität von Starkregen 14 % höher sein wird als in der vorindustriellen Zeit. Davon betroffen wären hauptsächlich Regionen in hohen Breiten, die Tropen und Monsunregionen. Darunter fallen auch die Elfenbeinküste, Indonesien, Brasilien und Ghana. In all diesen Ländern werden Kakaopflanzen kultiviert. Das wirft die Frage auf, welche Folgen die Klimaveränderungen auf den Kakaoanbau haben werden.

Klimaveränderungen und der Kakaoanbau

Schon jetzt können die Auswirkungen der Erderwärmung in Afrika beobachtet werden. Der relative Meeresspiegel ist gestiegen, die Oberflächentemperatur hat sich im Vergleich zur restlichen Welt deutlich erhöht, es gibt mehr Kälte- und Hitzeextreme.

Für die Zukunft sagen Wissenschaftler*innen des Weltklimarats häufig auftretende und intensive Starkregenereignisse voraus. Das gilt insbesondere für Westafrika und somit auch für Ghana. In Folge von intensivem Niederschlag ist zukünftig mit Fluten und Überschwemmungen durch Regen zu rechnen und konnten bereits beobachtet werden. Das war beispielsweise schon im Niger der Fall, wo es in zahlreichen Gemeinden zu Überschwemmungen kam. Gleichzeitig plagen Austrocknungen und Dürren schon heute viele westafrikanische Regionen. Die Naturereignisse wirken sich auf die Landwirtschaft vor Ort aus. Darunter fällt auch der Kakao-Anbau.

2020 kam es in West- und Zentralafrika zu schweren Überschwemmungen.

Kakaobäume gedeihen nur unter speziellen Gegebenheiten. Sie benötigen ein bestimmtes Temperaturniveau, viel Feuchtigkeit und Wasser, nitrogenreichen Boden und Schutz vor Wind. Eine der Klimafolgen in Westafrika sind extreme Hitzewellen. Die dadurch entstehende Trockenzeit schränkt das Wasseraufkommen zur Bewässerung der Pflanzen deutlich ein. Obwohl Kakao relativ resistent gegen Temperaturanstiege ist, spielt das Wasservorkommen eine entscheidende Rolle für das Wachstum und den Ertrag der Pflanze. Als Konsequenz der Hitzeextreme werden die Bäume weniger Früchte tragen und die Kakao-Ernten deutlich geringer ausfallen. Zusätzlich wird die Einlagerung von Wasser durch das flache Wurzelsystem und die großen, breiten Blätter der Pflanzen erschwert. Dürren und Trockenzeiten werden daher dazu führen, dass es immer weniger geeignete Regionen für die Kakaokultivierung geben wird.

Ein Lösungsweg für dieses Knappheitsproblem könnten spezielle Genotypen des Kakaobaums sein. Diese Kakaotypen reagieren weniger empfindlich auf eine Veränderung der Wassermengen und haben daher höhere Überlebenschancen. Die Züchtung solcher Sorten könnte die Zukunft des Kakaoanbaus bilden. Auch der biologische Anbau von Kakao bietet eine Lösung für die Klimafolgen. Denn auf Bioplantagen werden neben die Kakaopflanzen auch andere Bäume gepflanzt. Diese spenden den Kakaobäumen Schatten und schützen so vor Austrocknung. Auf den Plantagen unsere Partnerinitiative Yayra Glover Ltd. wird diese Methode ebenfalls angewendet. Hier werden neben Kakao auch Kokos- oder Bananenbäume gepflanzt. Doch nicht nur für die Beschattung der Kakaopflanzen ist der Bio-Anbau förderlich. Damit Kakaobäume Früchte tragen, müssen ihre Blüten bestäubt werden. Das passiert normaler Weise durch kleine Insekten, die bei herkömmlichen Anbaumethoden durch Pestizide getötet werden. Auf den Bioplantagen unserer Partnerinitiative Yayra Glover Ltd. ist das natürlich nicht der Fall. Hier passiert die Bestäubung auf natürlichem Wege, was zu deutlich höheren Ertragsmengen führt. Welche Vorteile der Bioanbau für die Kakaokultivierung noch hat erfahrt ihr hier.

Die zweite Herausforderung für Westafrikas Landwirtschaft stellt die Voraussicht auf vermehrte Starkregenereignisse dar. Damit verbunden wird es wohl zukünftig immer öfter zu Überschwemmungen kommen. Auch das hat negative Folgen auf den Kakaoanbau. Insbesondere junge Kakaopflanzen können dem erhöhten Wasservorkommen nicht standhalten. Das bedeutet, dass sich Bauern und Bäuerinnen bald dem Problem der Kultivierung neuer Pflanzen stellen müssen. Denn die Bodenfeuchtigkeit wird sich durch den vermehrten Niederschlag zeitweise zu stark erhöhen. Somit ist auch diese Klimafolge ein Verursacher für die Reduzierung geeigneter Anbauflächen. Aber auch die Ertragsmenge wird durch den Starkregen beeinflusst. Sobald die Kakaoschoten reif werden, wird das Risiko von Krankheiten durch die Feuchtigkeit erhöht.

In Westafrika haben Klimaveränderungen bereits großen Einfluss auf die Landwirtschaft. Auf Bioplantagen sind die Klimafolgen glücklicherweise weniger drastisch. Die Kakaofarmer*innen unserer Partnerinitiative berichten, dass ihre Pflanzen die Dürren und Trockenzeiten überlebt haben, - während andere Farmer*innen auf konventionellen Plantagen große Verluste erlitten und ganze Farmen neu pflanzen mussten. Für die bevorstehenden Klimaveränderungen weckt die nachhaltige Landwirtschaft und der Bioanbau daher große Hoffnung.

Die Folgen der Erderwärmung reduzieren die geeigneten Flächen für die Kultivierung von Kakao. Während Trockenzeiten und Dürren schon heute eine Herausforderung für die Landwirtschaft in Westafrika bilden, wird es zukünftig auch zu Problemen durch Überschwemmungen und Starkregen kommen. Bislang konnte sich noch keine Strategie gegen diese Klimaereignisse bewähren. Umso wichtiger ist es, auf einen nachhaltigen und verantwortungsbewussten Konsum von Schokolade zu achten. Um alternative Anbaumethoden zu ermöglichen, müssen Kakaobauern und -bäuerinnen die nötigen finanziellen Mittel gewährleistet werden. Auf den Bioplantagen von Yayra Glover Ltd. werden zusätzlich zum Kakao auch Bananen und Kokosnüsse geerntet. Diese werden von den Farmer*innen verkauft und bieten somit eine zweite Einkommensquelle.

Auch die Regierungen der Exportländer können den Kakaoanbau und Forschungen mit Hilfe von Krediten unterstützen. Konsument*innen können ebenfalls einen Beitrag zur Unterstützung der Kakao-Landwirtschaft leisten: Durch den Kauf fairer Bio-Schokolade, die im Idealfall im Ursprungsland des Kakaos produziert wird und somit einen Großteil der Wertschöpfung im Ursprungsland des Kakaos belässt.