Wirtschaften fürs Gemeinwohl – Warum fairafric ein Social Business ist
In der Wirtschaft geht es meistens um ein Ziel: Profit, Profit, Profit. Möglichst hohe Gewinne zu möglichst geringen Kosten. Diese Art des wirtschaftlichen Handelns ist aber oft weder für die beteiligten Menschen noch für unseren Planeten gut. Deshalb gibt es inzwischen viele Unternehmen, die anders wirtschaften möchten und deren grundlegendes Ziel nicht Profite, sondern eine möglichst hohe soziale oder nachhaltige Wirkung sind.
Auch fairafric zählt zu diesen sogenannten “Social Businesses” (Sozialunternehmen), oder auch “Social Entrepreneurships”. Unser primäres Ziel ist es nicht, möglichst viele Gewinne zu machen oder hohe Dividenden auszuschütten. Das oberste Ziel von fairafric ist die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze in Ghana und damit verbunden ein sozialer Wandel in der vom Neo-Kolonialismus geprägten Schokoladenindustrie. Dieses Ziel wollen wir mit dem größten Respekt für alle Beteiligten und dem höchstmöglichen Grad an Nachhaltigkeit erreichen.
Social Businesses – Unternehmen für eine gerechtere und nachhaltige Welt?
Wie bereits erwähnt, geht es Sozialunternehmen nicht um die Gewinnmaximierung, sondern darum, möglichst positiv für die Gesellschaft und die Umwelt zu handeln, in anderen Worten einen sogenannten “Social Impact” zu haben. Diesen Social Impact kann man auf die unterschiedlichsten Arten und in vielen verschiedenen Bereichen erzielen. Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen, die Integration von Geflüchteten oder eine nachhaltige Stadt- und Landentwicklung sind nur einige Beispiele von gesellschaftlichen Bereichen, in denen Social Businesses tätig sind. fairafric ist vorrangig im Bereich der Armutsbekämpfung und globalen Gerechtigkeit tätig, denn unser Ziel ist die Verlegung der Wertschöpfung nach Westafrika, die Schaffung von gut bezahlten Arbeits- und Ausbildungsplätzen und die faire Bezahlung der Kakaofarmer*innen.
Auch in ihrer Größe, Finanzierung oder Rechtsform können Sozialunternehmen sich stark unterscheiden. Vom Verein (e. V.) bis zur AG ist hier alles vertreten. fairafric wurde ursprünglich als GmbH gegründet und ist seit diesem Jahr eine AG. So konnten wir uns noch mehr Finanzierungsmöglichkeiten eröffnen und dadurch unseren Social Impact vergrößern. Mehr zu dem Thema findet ihr auch in unseren FAQs. Wichtig ist: Anders als gemeinnützige Organisationen finanzieren sich Social Businesses nicht oder nur zum Teil durch Spenden. Ihr Haupteinkommen wird – wie bei klassischen Unternehmen – durch die Produkte und Dienstleistungen, welche sie anbieten, generiert. In unserem Fall wäre das der Verkauf unserer Bio-Schokoladen. Aufgrund der sozialen Wirkung als primäres Ziel stellen Social Businesses somit eine Art Hybridversion zwischen der klassischen Wirtschaft und dem Non-Profit-Sektor dar.
Weltweit entscheiden sich immer mehr – vor allem junge – Unternehmen für diese Hybridversion. Viele von ihnen sind in Verbänden oder Projekten organisiert, um sich gegenseitig zu motivieren, inspirieren und engagieren im Streben nach einer faireren und nachhaltigeren Wirtschaft. Wir möchten Euch nun drei Verbände vorstellen, in denen fairafric Mitglied ist, und welche uns helfen, unsere sozialen und ökologischen Ziele stetig weiterzuentwickeln und zu verwirklichen.
SEND e.V.
Das “Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland” (kurz SEND) ist die größte Vereinigung von Social Entrepreneurships und Unterstützer*innen in Deutschland. Über 420 Sozialunternehmen und knapp 300 Fördermitglieder sind der Organisation seit ihrer Gründung 2017 beigetreten. Ziel des SEND e. V. ist es, zum einen politische Bildungsarbeit zu leisten und die Gesellschaft mehr über das Thema Social Entrepreneurship aufzuklären, zum anderen die Sozialunternehmen mit Politik, Wirtschaft und anderen gleichgesinnten Gründer*innen zu vernetzen. Dafür stellt der SEND e. V. viele Informationen zur Verfügung und erhebt jährlich auch eine Studie unter allen Mitgliedern zum aktuellen Stand der Social Entrepreneurships in Deutschland. Wen soziales Wirtschaften näher interessiert, sollte deshalb unbedingt mal auf der Webseite des SEND e. V. vorbeischauen.
Inklupreneur
Soziales Wirtschaften wäre nicht sozial, wenn es nicht alle Menschen mit einbeziehen würde. Uns ist es bei fairafric deshalb wichtig, dass sich auch Menschen mit Behinderungen bei uns bewerben und arbeiten können. Seit 2021 sind wir deshalb auch Mitglied bei Inklupreneur, einem Projekt zur Förderung der Inklusion von Menschen mit Behinderung, besonders in der Start-up-Szene. Inklupreneur hilft Unternehmen dabei, Inklusionsziele festzulegen und diese umzusetzen. Dafür arbeiten sie gemeinsam mit Expert*innen, welche die teilnehmenden Unternehmen bei ihrer Umstellung zu einem inklusiveren Arbeitsplatz unterstützen. Die jeweiligen Ziele werden als sogenannte “Pledge” niedergeschrieben. fairafric hat sich beispielsweise dazu verpflichtet, bis 2024 drei inklusive Arbeitsplätze zu besetzen. Die aktive Arbeit mit Inklupreneur beginnt wahrscheinlich erst im nächsten Jahr, da sie momentan noch nur in Berlin tätig sind. Bis dahin bleiben wir aber was das Thema Inklusion betrifft nicht untätig und arbeiten deshalb auch noch mit der Pfennigparade zusammen.
Pfennigparade
Die Pfennigparade ist eine Stiftung, welche sich seit fast 70 Jahren für die Inklusion und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen einsetzt. Ihr Ziel: eine Gesellschaft, in der Vielfalt die Normalität ist. Denn Inklusion bedeutet für die Pfennigparade: “Nicht einzelne Menschen müssen sich an die Mehrheitsgesellschaft anpassen, sondern die gesellschaftlichen Gegebenheiten sind so gestaltet, dass jeder teilhaben und ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein kann. Die Definition von Normalität spielt dann idealerweise keine Rolle mehr. Vielfalt wird zur Selbstverständlichkeit.”
Um das zu erreichen, arbeiten sie mit verschiedensten Einrichtungen und Unternehmen in den Bereichen Bildung, Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Freizeit zusammen und engagieren sich dort für inklusive Strukturen, Räume und Lebenswelten. Auch fairafric kooperiert seit diesem Jahr mit der Stiftung. Der erste Schritt, den wir gemeinsam unternommen haben, war ein sogenannter Schichtwechsel. Dieser Aktionstag fand im September statt und war, wie unser Finanzmanager Jonas es beschreibt, “ein Augenöffner”. Wir hatten die Möglichkeit, einen Tag in der Pfennigparade zu verbringen und durften gleichzeitig Menschen mit Behinderung bei uns im Büro in München willkommen heißen. Dabei konnten wir unglaublich viel lernen und uns für die Probleme und Hindernisse sensibilisieren, mit denen Menschen mit Behinderung bei uns im Büro, aber auch in anderen Bereichen unseres Unternehmens konfrontiert wären. Als nächsten Schritt arbeiten wir nun daran, eigene inklusive Stellen und Stellenausschreibungen bei fairafric zu schaffen.
Gemeinwohlökonomie (GWÖ)
Als letztes Projekt für soziales Wirtschaften möchten wir Euch die Gemeinwohlökonomie vorstellen. Dabei handelt es sich um eine bürgerschaftliche Bewegung, die inzwischen in ganz Europa vertreten ist und das Konzept der Gemeinwohlökonomie in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft etablieren möchte. Unternehmen, welche dieses Konzept anwenden möchten, können einen sogenannten Gemeinwohlbericht erstellen, welcher dann umfangreich überprüft wird. Für diesen Bericht werden intern Daten erhoben und die unternehmerischen Aktivitäten in Bezug auf die 20 Bereiche der Gemeinwohl-Matrix beschrieben und bewertet. Alle Bereiche werden auch nochmals extern von der GWÖ mit Hilfe von Audits überprüft.
Seit Mai 2021 sind wir Mitglied der GWÖ und arbeiten nun an unserem Gemeinwohlbericht. Dafür müssen wir beispielsweise alle unserer Geschäftsbeziehungen offenlegen, unseren Umgang mit Geldmitteln, unsere Maßnahmen für Nachhaltigkeit und Gesundheitsvorsorge, sowie einen Fragebogen an alle unsere Zulieferunternehmen schicken. Zudem planen wir GWÖ-Audits in Deutschland und Ghana, bei denen alle unsere Aktivitäten zu den Gemeinwohlwerten und ihren Berührungsgruppen auf den Prüfstand gestellt werden. Wenn alles gut läuft, werden wir im Sommer 2022 das erste multinationale Unternehmen, das sich "Bilanzierendes Unternehmen" nennen darf. Damit können wir ein starkes Zeichen an andere Unternehmen setzen und uns für ein Wirtschaftssystem aussprechen, welches das Wohl aller Menschen und der Natur in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten stellt.
Fazit
Ihr habt nun einen kleinen Einblick dazu bekommen, was es bedeutet, ein Social Business zu sein. Wir bei fairafric finden, es sollte noch viel mehr Unternehmen dieser Art geben und die Wirtschaft sollte insgesamt viel mehr Wert auf gemeinwohlorientiertes Handeln legen. Gerade in puncto Nachhaltigkeit, ist ein systemisches Umdenken von großer Bedeutung, wenn wir auch in Zukunft noch Schokolade konsumieren möchten. Für ein besseres und nachhaltigeres Wirtschaften müssen alle Menschen mit einbezogen werden und mit Respekt behandelt werden. Wir sehen uns hier als Social Business in der Verantwortung und sind froh über Initiativen wie die Pfennigparade, Inklupreneur, SEND e.V. oder die GWÖ, die Unternehmen dabei helfen, Brücken zu bauen zwischen Wirtschaft und Gemeinwohl. Zusammen beweisen wir, dass es sich dabei keineswegs um Gegensätze handelt!